„Wollen wir nochmal?“ – „Ja!“
Manchmal können Entscheidungen so einfach sein, dabei hatte ich vor drei Jahren beim i+e-Konzert in Dublin doch „ernsthaft“ darüber nachgedacht, ob ich nach diesem – vielleicht besten Konzert – einen Schlussstrich hinter U2-Konzerte ziehen sollte. Doch das haben mein Bruder und ich drei Jahre später wohl schlicht und einfach vergessen.
Als im Februar also der Vorverkauf für die vier Konzerte der e+i-Tour startete, war es das erste Déjà-vu: Wieder keine Chance auf eine Karte, alles ausverkauft … und dann plötzlich, Stunden nach Beginn des Vorverkaufs, hatte ich zwei Tickets für das dritte Dublin-Konzert auf der Kreditkarte. Wieder das dritte Konzert, wieder gab es die Tickets nur virtuell auf der Kreditkarte.
Wieder buchte mein Bruder das Hotel – wieder das selbe. Wieder Ryanair – wieder 50 Euro, diesmal mit schlechtem Gewissen, nachdem zuletzt deutlich geworden ist, wie die Arbeitsbedingungen bei dem Billigflieger sind. Zwar starten wir diesmal zwei Wochen früher und Dublin leuchtet noch nicht ganz so weihnachtlich wie damals, aber die Beleuchtung hängt bereits und manchmal erstrahlt sie auch schon.
Erstmal freuen wir uns aber, dass wir im frisch-renovierten Hotel diesmal kein Zimmer im Keller beziehen müssen, sondern ein schickes im fünften Stock beziehen. Am nächsten Morgen sind wir nochmal erfreut, dass auch der Frühstücksraum vom Keller in einen schmucken Saal im Erdgeschoss gewandert ist. Was so eine Renovierung doch für Wunder bewirken kann.
Als wir das Hotel verlassen, mache ich noch das übliche Foto vom Hotelschild und wundere mich, dass es beim genaueren Hinsehen im Keller immer noch einen Frühstücksraum gibt, wo auch etliche Hotelgäste gerade ihr erstes Tagesmahl genießen und mir freundlich zuwinken. Ich winke zurück, drehe mich zu meinem Bruder um und wir haben beide den gleichen Gedanken: „Wir haben das falsche Hotel gebucht!“
Naja, was soll’s, muss ja nicht alles beim Alten bleiben, das Nachbarhotel hat doch seine Vorzüge, nur das mit der Renovierung war wohl Einbildung.
So ist unser erstes Tagesziel auch nicht die Jameson-Destillerie, sondern die relativ neue Destilllerie von Teeling, wo erst seit dem Jahr 2015 besteht. Die Führung war kurzweilig und äußerst informativ. Außer der Tatsache, dass wir fast Zeuge des Fassanstichs des ersten, in Dublin hergestellten, Whiskey seit fast 50 Jahren werden konnten (fast, weil wir einige Wochen zu spät waren), erfuhren wir viel Wissenwertes über die Dubliner Whiskey- und Kulturgeschichte. Dass bei der Alkohol-Gewinnung auch Methanol entsteht, welches man nicht haben möchte, weil es zu Blindheit, Koma oder Tod führt (in der Reihenfolge), mag sicherlich bekannt sein. Doch dass im streng katholischen Irland die Toten früher noch am Tag ihres Todes unter die Erde gebracht werden, ist vielleicht nicht so bekannt. Und nun der Zusammenhang zu Methanol … wenn da so ein Hobby-Whiskey-Brenner mal wieder den Unterschied zwischen Methanol und Ethanol nicht begriffen hatte und den Status der Blindheit schon hinter sich hatte, lag er da so „tot“ rum. Und wurde gemäß der Tradition unter die Erde gebracht. Kratzspuren im Sarg zeugten später davon, dass das Stadium „Tod“ mit „Koma“ verwechselt wurde. Seither werden Tote einige Tage liegen gelassen, wenn sie irgendwann aufstehen, gut, wenn nicht, unter die Erde.
Wofür eine Whiskey-Führung nicht alles gut sein kann. Zum Beispiel auch, um im Anschluss gleich vier verschiedene Sorten der verschiedenen Teeling-Abfüllungen zu probieren. Leider war der erste echte Dubliner Whiskey nicht dabei, aber den gab es zum Glück im Shop zu kaufen. Eine kurze Internetrecherche bestätigte uns, dass dieser 10.000 Euro kostet, wenn man die erste Flasche dieser wohl legendären Abfüllung ersteigert hätte. Außerdem konnten wir rausfinden, dass dieser wohl in Deutschland nicht ohne Weiteres zu bekommen ist. Aber kaufen machte auch wenig Sinn, außer wir hätten die Flasche zu lasten des abendlichen U2-Konzerts, sofort geleert, denn durch den Zoll hätten wir sie wohl nicht bekommen. Also nutzten wir das nicht ganz günstige Angebot des Shops, den guten Tropfen nach Deutschland zu schicken. So haben wir als glückliche Bald-Besitzer dieser legendären Flaschen das Teeling-Gelände verlassen. (Glücklich zumindest für 24 Stunden, bis wir im Duty-Free-Shop sehen mussten, dass wir diesen begehrten Tropfen hätten günstiger und ohne Porto … ach, lassen wir das).
Anschließend war Dublin! Also Regen. Bis zum Konzert, meinem dritten Konzert in Dublin und dem 19. Auftritt, den ich von der größten Band of the Northside of Dublin miterleben durfte. Das Konzert stand dann unter dem Eindruck von „Dirty Day“. Der Zooropa-Song wurde nicht nur erstmals auf der Tour, sondern auch zum ersten Mal seit fast 25 Jahren gespielt und überhaupt erst zum zwölften Mal.
Dass die Band ihren Auftritt in der Heimat sichtlich genossen hat, war deutlich zu spüren und das extrem internationale Publikum hat ebenso viel Spaß. So laut wie in Dublin wird sonst nirgendwo mitgesungen.
Wie es war … vielleicht machen meine Videos das etwas deutlicher. Die Fotos sind diesmal alle ooc – Out Of the Camera, also komplett unbearbeitet. Da hat es nicht einmal für Farbe gereicht.