Everything I want! Oder: Wie ich drei Jahre zu spät kam … 1


… wie konnte mir das nur passieren? Das habe ich mich vor drei Jahren gefragt, als George Michael mit "25 live!" durch Deutschland tourte, mich diese Nachricht in der Provinz aber erst erreichte, als er schon wieder einsaß. Und das mir, dessen erste Originalmusikkassette Make It Big von Wham! war und ich mein Zimmer zu diesen frühen Jugendtagen mit den Fönfrisuren von George und Andrew tapezierte. Wie ärgerlich diese verpasste Chance ist, lässt sich in Zahlen ausdrücken: 0. Den zuvor … also seit ungefähr 1984 … habe ich nie einen Live-Auftritt von George Michael in Deutschland verpasst. Es gab so gut wie keine (für die Faith-Tour 1988 war ich noch zu jung). Die "25 live!"-Tour war seine erste echte Live-Konzertreihe seit 20 Jahren. Ja, Konzerte sind eigentlich nicht so sein Ding. Und diese Rarität zu verpassen ist unverzeihlich.

Getröstet habe ich mich dann mit der grandiosen Blu-Ray mit dem Auftritt in London. Und dann kam die Chance zur Wiedergutmachung. George Michael, der 2005 angekündigt hatte, sich aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen, geht erneut auf Tournee. Diesmal mit Orchester und sogar nach Hannover. Da habe ich natürlich nicht lange gezögert und ohne schlechtes Gewissen über 200 Euro auf die virtuelle Ladentheke für zwei gute Sitzplätze gelegt (für richtig gute Sitzplätze war ich dann doch zu geizig). Und so verbrachten Sonja und ich unseren vorabendlichen Hochzeitstag in der TUI-Arena und feierten mit George und 8000 Fans.

Zumindest einen kurzen Moment haben wir wirklich alle gefeiert, als mit der ersten Zugabe und einem Medley aus Amazing, I'm Your Man und Freedom '90 richtig Stimmung aufkam. Ansonsten begeisterte vor allen Dingen die fantastische Stimme des 48-Jährigen (der vom Hals an aufwärts nach Sonjas Meinung eher wie 60 aussieht). Zu hören waren leider wenige Songs aus eigener Feder und dann nicht gerade die Gassenhauer, doch dankbar nahmen die Fans Songs wie Praying For Time, Cowboys & Angels oder A Different Corner an. Mussten wir uns sonst doch mit vielen unbekannten und – nennen wir's doch beim Namen – stinklangweiligen Songs begnügen. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten die gelungenen Coverversionen von Songs von Rufus Wainwright, Terence Trent D'Arby oder Rihanna. 

Und das Orchester? Ja, ob das nun da war oder Peng! Klanglich war alles so dermaßen einwandfrei und fehlerlos, dass man das Orchester zeitweise vergaß und von Konservenmusik ausging. Interessant waren die wenigen Soli der Musiker, bei denen die Zuschauer verzweifelt versuchten herauszufinden, wo der Solist denn seinen Platz hat, denn es gab weder ein eigenes Spotlicht für die Musiker noch eine Videoübertragung auf der Leinwand. Es war eben eine George Michael-Show und deshalb waren wir doch da. Doch geliebt wird er von seinem Publikum nicht nur wegen seiner Stimme, sondern auch wegen seinem großen Repertoire fantastischer Songs, nur diese fehlten 2011 in Hannover.

Sollte also nochmal die Chance bestehen ein Konzert mit seinen Songs zu sehen (vielleicht "30 live!"???), dann wäre ich dabei – egal was es kostet. Bis dahin tröste ich mich mit der Blu-Ray auf der wirklich kein einziger Hit fehlt. Danke dafür!

*Übrigens: Es gibt auch Rezensenten, die das Konzert anders gesehen haben: Neue Presse

Das hier haben wir leider so nicht gesehen:

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