CD-Rezension: Marillion – Less Is More
Im Musikunterricht mussten die Schüler, die sich als talentfrei erwiesen, ihr (Un-)Glück auf dem Xylophon versuchen. Die Aufforderung des Lehrers nicht so zaghaft zu schlagen, nahm man besser nicht so ernst – Hauptsache man störte den allgemeinen Wohlklang nicht. Vielleicht hat das Instrument deshalb in der moderne Rock- und Popmusik einen so schlechten Ruf, an dem jetzt allerdings die Briten von Marillion feilen. Gleich mehrfach kommen Xylophon und der kleine Hass-Bruder, das Glockenspiel, auf dem neuen Album „Less Is More“ zum Einsatz. Nicht elf, sondern überraschenderweise gleich zwölf Titel (mit Hidden-Track) aus ihrem Repertoire haben Marillion neu und unplugged aufgenommen. Wer nun uninspirierte Lagerfeuergitarrenversionen erwartet, wird glücklicherweise enttäuscht – dagegen spricht schon die Songauswahl. Denn mit dem Epos „Interior“, dem atmosphärischen Meisterwerk „Out of this world“, dem treibenden „Quartz“ und dem Rockstück „Hard as love“ hat sich die Band in der akustischen Umsetzung einiges vorgenommen. Von vornherein passender waren ruhigere Stücke wie „Go“, „Memory of water“ oder „The space“, die aber auch eine neuen Interpretation erfahren, ohne dass sie verfremdet werden. Herausgekommen ist der passende Soundtrack dieser Jahreszeit – nein, nicht trist und grau – aber mit Tee und Spekulatius lässt sich das Werk wunderbar genießen. Einziger Vorwurf: Nach den knapp 60 Minuten wünscht man sich eine Fortsetzung, aber vielleicht ist weniger ja wirklich mehr.