Ist schon ganz schön dreist, was sich die Gäste der Handball-WM in Deutschland so erlauben. Erst war es Sloweniens Coach Kasim Kamenica der sich erdreistete nach einer schwachen Leistung seines Teams gegen die DHB-Sieben, nicht die Fehler bei seiner Mannschaft zu suchen, sondern bei den Unparteiischen. Nun gut, dass sollte noch nicht für viel Wirbel sorgen. Es war „nur“ ein Hauptrundenspiel und Slowenien gehört nicht gerade zu den Nationen mit einer großen Handball-Lobby. Auf die angedrohte Strafe durch die IHF wartet der Trainer allerdings immer noch – man misst dem Fall wohl nur wenig Bedeutung zu. Von Reue ist bei Kamenica indes wenig auszumachen: „Ich habe eine Aussage gemacht, zu der ich das Recht hatte. Wir leben in einer Demokratie.“ – richtig: Schon ganze 16 Jahre.
Mit der Demokratie und der darin verankerten freien Meinungsäußerung nahm es auch Spaniens Coach Juan Carlos Pastor ganz genau, mit seinen Manieren als Gast allerdings weniger: „In meinen Augen hatten wir keine Chance, dass Spiel zu gewinnen. Die Schiedsrichter haben das Spiel entschieden. Ab der 51. Minute wurden Angreiferfouls und Abwehrverhalten unterschiedlich bewertet.“ Wie sehr er damit recht hat, davon konnte ich mich gerade noch einmal bei der Wiederholung des Viertelfinals im DSF überzeugen. Nur zwei Szenen seien als Beleg genannt:
Henning Fritz spielt einen langen Pass auf Florian Kehrmann. Dieser wird beim Tempogegenstoß für alle 19000 Zuschauer und ein paar Millionen Fernsehzuschauer deutlich sichtbar gefoult. Statt Siebenmeter, der zur entscheidenden Dreitoreführung drei Minuten vor Schluss führen würde, kommen die Spanier in Ballbesitz und es kommt unmittelbar zur nächsten Fehlentscheidung der Männer in Schwarz.
Christian Schwarzer spielt einem prellenden Spanier den Ball raus – ganz fair, wie sogar in der Zeitlupe zu sehen ist – der Spanier kommt ins Stolpern und strudelt mit dem Kopf voran in einen deutschen Abwehrspieler. Freiwurf für Spanien! Frechheit! Im gleichen Angriff verkürzen die Spanier auf ein Tor. Eigentlich hätte aber ein Tempogegenstoß eingeleitet werden können und die Entscheidung zu Gunsten der Deutschen wäre schon wieder gefallen.
Der Pastor aus Spanien hat also recht, wie ich soeben nachweisen konnte – nur befürchte ich, nicht in seinem Interesse interpretiert zu haben. Das lässt allerdings den Schluss zu, dass der spanische Coach diese Szene nicht mehr in seiner Erinnerung hatte, als er sich zu seinen Äußerungen hinreißen ließ. Hoffentlich findet er Reue – wir würden ihm vergeben.
Das die Schiedsrichter nicht fehlerlos sind, will wohl niemand bestreiten. Es gilt die alte Weisheit: Es gleicht sich alles wieder aus. So auch im Spiel Deutschland gegen Spanien. Den Siebenmeter, der Kehrmann zunächst verweigert wurde, pfiffen die Unparteiischen einen Angriff später – diesmal zu Unrecht!