Entgleist … und wieder in der Spur


Charles Schine (Clive Owen) und Lucinda Harris (Jennifer Aniston), beide verheiratet mit Kind, lernen sich zufällig in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit kennen. Es funkt und einige Tage später nehmen sich die beiden ein Hotelzimmer. Was nun eigentlich passieren sollte, passiert nicht, weil das Paar überfallen wird. Ausgeraubt, vergewaltigt und zusammengeschlagen sehen sich die Betrüger selbst betrogen. Die Polizei will Lucinda aus Angst vor ihrem Mann nicht einschalten – so trennen sich die Wege, aber die Affäre holt Charles ein. Der Räuber, Schläger und Vergewaltiger LaRoche (Vincent Cassel) wird nun auch noch zum Erpresser und will von Charles Schweigegeld – erst 10.00Filmplakat 0 dann 100.00 – und die Lage eskaliert endgültig.

Soweit die Inhaltsangabe zum Film „Entgleist“ (Derailed), der eigentlich in meiner Sammlung ungesehen zu verstauben drohte, nachdem meine bevorzugten Filmkritiker von filmstarts dem Streifen nur 4 von 10 Punkten gaben. Ein „hoffnungslos vorhersehbares Drehbuch“ unterstellt Kritiker Carsten Baumgardt dem Film, das „nicht eine einzige Überraschung parat hält“.

Nun ich war überrascht und das besonders dank der guten schauspielerischen Leistungen von Owen und Aniston, aber vor allen Dingen aufgrund des wirklich sehr guten Drehbuchs. Der Zuschauer wird Zeuge wie sich zwei Menschen trotz großer Zweifel in ein Abenteuer einlassen und anschließend aus verständlichen Gründen keinen Ausweg aus ihrer misslichen Lage finden. Besonders aufgrund der Selbstzweifel, die (tiefgehend) dargestellt werden, überzeugt die anschließende Erpressung mit all ihren Facetten. Die überraschenden Wendungen, die dem Film in andere Richtungen führt, hätte ich als großer Filmkonsument, nicht erwartet. Das, was den Film spannend und interessant machen soll, gelingt hervorragend. Gelungen ist auch die Eingangssequenz, die dem Filmkonsumenten die ganze Zeit im Hinterkopf rumspukt und doch anders aufglöst wird, als erwartet.
Natürlich der Film hat auch Schwächen. In welcher Weise Charles auf die erpresserischen Forderungen eingeht ist nicht immer überzeugend. Unglaubwürdig ist, dass der intelligente Marketingexperte tatsächlich der Überzeugung ist, sich freikaufen zu können. Diese Schwächen kann man aber hinnehmen und sich an der Spannung erfreuen. Natürlich ist auch das Ende reichlich amerikanisch, aber wenn es ein europäischer Film gewesen wäre, hätten wir auch auf die interessante Besetzung mit Owen, Aniston und Cassel verzichten müssen. Hinnehmbar.

Zusammenfassend bekommt der Film von mit das Prädikat unbedingt empfehlenswert und überraschend gut. 8/10.

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